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DeeExpus: King Of Number 33 (Review)

Artist:

DeeExpus

DeeExpus: King Of Number 33
Album:

King Of Number 33

Medium: CD
Stil:

Neoprog / Melodic Rock

Label: earMUSIC
Spieldauer: 53:18
Erschienen: 23.03.2012
Website: [Link]

Nein, Angst vor dem allmächtigen Riff kennt Andy Ditchfield nicht. Neugierige Meloprogger könnten sich ob des Einstiegs mit „Me And My Downfall“ ganz verschreckt wieder zurückziehen. Denn nicht FROST*, IT BITES, KINO oder MARILLION machen hier die Tore auf, sondern deftige PORCUPINE TREE zu der Zeit, als sie dem Metal anheim fielen. An denen ist man mindestens so nah an dran wie ABIGAIL’S GHOST es schon immer waren, geht dabei aber wesentlich knackiger zu Werke; die Gitarren brutzeln so schön wie „Shallow“ vom „Deadwing“-Durchbruchsalbum, der markante Refrain verzieht sich auch nicht so schnell aus den Ohren.

Wir kamen also wegen des Rocks, bleiben sollen wir wegen der Geschichte. Ihre wahre Gestalt lüften DEEEXPUS schnell und ruckartig. Die Zeit bleibt stehen, und „Maybe September“ befördert MARILLION-Tastenmann Mark Kelly ins Zentrum, der eine Pianoballade anstimmt, die endlich bestätigt: Hier wird verspielter Konzept-Neoprog präsentiert.

Wenn die Story halbe Miete eines Konzeptalbums ist, haben DEEEXPUS sie schon mal sicher – „King Of Number 33“ bezieht sich mutmaßlich auf einen kauzigen Fahrgast der Buslinie 33, der sich als König und den Bus als sein royales Gefährt versteht, auch aufgrund einer Besessenheit vom britischen Königshaus. Die Geschichte soll sich jedenfalls um einen Exzentriker mit Asperger Syndrom drehen, den Projekt-Mitbegründer Tony Wright in seiner Kindheit kennen gelernt hat. Schräger Stoff (zumal Kindheitserinnerungen mit der Zeit immer absonderlichere Formen annehmen), der nach schräger Umsetzung verlangt.

Die Kapitelunterteilung des 27-minütigen Herz- und Titelstücks bestätigt die Erwartungen mit Bezeichnungen, die irgendwo zwischen Nonsens und Terry-Gilliam-Fantasy ihren Platz haben – von einer „Paupers Parade“ ist da die Rede, vom „Physician“ und „Traitor“ und schlussendlich – Achtung, Drama – vom toten König („Rex Mortuus Est“).

Dem eskapistischen Bild, das sich hier abzeichnet, kommt Ditchfield mit einem süßlichen Grundmotiv entgegen, das sich vom ersten bis zum letzten Unterkapitel wie ein roter Faden durchzieht. „I’m The King Of Everything That My Tired Eyes Can See“, raspelt Wright hier Süßholz und verleiht seinem Protagonisten damit eine Art von naivem Optimismus, der effektiv alle anderen Fahrgäste und die Straße vor sich ausklammert. In diesem Zusammenhang ist auch das absolut hervorragende Artwork zu erwähnen: Die Straße verwandelt sich in einen bunten Farbenrausch, das Gefährt wird plötzlich von Pferden gezogen und dem mit Krone geschmückten Schädel des Träumers entfährt ein Gedankenmahlstrom, der Stephen Kings „Der Dunkle Turm“-Saga ernsthafte Konkurrenz bereitet.

Die Stimmung wechselt dabei mit dem Gemüt des Hauptdarstellers – mal wirkt alles bedrohlich, mal traurig, meist jedoch wird ein Gefühl absoluter Freiheit ausgedrückt („I Will Set You Free“ – „The Hunt“). Die Melodik des Neoprogs erweist sich dabei als optimales Instrument, diese Gemütszustände einzufangen. Assoziationen zu SPOCK’S BEARDs „Snow“ und AYREONs „The Human Equation“ sind angesichts des Rollenspielcharakters nicht mehr fern.

Dass man sich auch abseits des Openers nicht davor scheut, zur Not mal ordentlich in die Saiten zu greifen, um die ganze Palette an Emotionen abzurufen, spricht für die Beteiligten. Mark Kellys Keyboard bleibt trotzdem prägnant mit wavigen Tastenläufen und passenden Soundfiguren, die verzerrt an königliche Trompeten erinnern – das, kombiniert mit dem transportierten Hochgefühl, hatten wir letztes Jahr schon mal mit AMPLIFIER und dem allmächtigen „Octopus“. Als Wright auf „Neverending Elysium“ plötzlich auch noch klingt wie Sel Balamir, ist die Illusion perfekt. Zum Ausklang steht dann noch NIK KERSHAW auf „Memo“ zur Verfügung, um den bittersüßen Ausklang der Geschichte mit schweifendem Auge zu resümieren.

Von außerordentlichem Erfindungsreichtum zeugen die Motive (einschließlich des „King“-Hauptmotivs) nicht unbedingt, zumal man sich immer wieder auf andere Künstler hingewiesen fühlt – eher im kopierenden als rezitierenden Sinn. Die Story dient weniger dem Öffnen der Augen, sondern unterstützt vielmehr ein bequemes Versinken in ihr, doch macht gerade das ihren intimen Charme aus.

FAZIT: „King Of Number 33“ ist als Konzeptalbum kaum größer als das Gedankenuniversum, das ihrem Protagonisten zugrunde liegt. DEEEXPUS liefern mit ihrem zweiten Album narrativ betrachtet Regionalfolklore, unbedeutend für die Welt, die Welt hingegen für ihren Erschaffer. Wer einen Teil der Faszination kosten will, muss sich von dem Gedanken öffnen, dass ein Album musikhistorisch relevant sein muss, um gut zu sein. Farbenreich und elanvoll geschriebene Groschenstories mit Lokalkolorit erfüllen ihren Zweck manchmal auch.

Sascha Ganser (Info) (Review 5913x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 10 von 15 Punkten [?]
10 Punkte
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Tracklist:
  • Me And My Downfall
  • Maybe September
  • Marty And The Magic Moose
  • King Of Number 33:
  • - Chapter I - Paupers Parade
  • - Chapter II - Accession
  • - Chapter III - The Physician And The Traitor
  • - Chapter IV - The Hunt
  • - Chapter V - Neverending Elysium
  • - Chapter VI - Rex Mortuus Est
  • Memo

Besetzung:

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Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Mike Ehrhardt
gepostet am: 26.02.2013

User-Wertung:
13 Punkte

Es gibt sie noch: Progrockalben, die mich nicht langweilen! Hier wird sehr dynamisch-und ideenreich- musiziert. Der Longtrack "King Of Number 33"ist zwar gut aber klar besser sind die ersten drei Tracks mit den genialen Instrumental "Marty And The Magic Moose".
Weiter so, DeeExpus !
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